WIRES
Träumen wir nicht alle manchmal davon, die Zeit anhalten zu können? Ollie Browne, Sänger und Gitarrist der australischen Band Art Of Fighting, hat diesen uralten Wunschgedanken zusammen mit seinem Bruder Miles (Gitarre), Bassistin Peggy Frew und Schlagzeuger Marty Brown in wunderbare Musik umgesetzt. "Wires", das Debütalbum des jungen Quartetts aus Melbourne, beschwört Sehnsucht und Melancholie in kristallinen Gitarrenoden und träumerischen Klanglandschaften, die mit dem Herzen geschrieben scheinen.
Kein Wunder, dass Australiens Musikpresse die Band in den höchsten Tönen lobt und ihr bislang veröffentlichtes Œuvre, die EPs „The Very Strange Year“ (1998) und „Empty Nights“ (2000) sowie das von Tim Whitten produzierte „Wires“ für unverzichtbar erklärt.
Von der zärtlichen Berührung des Openers „Skeletons“ über den geflüsterten Liebesschwur „Give Me Tonight“ und die herzzerreißende Elegie „Akula“ (mit dem ergreifendsten Refrain des ganzen Albums) bis hin zur in Töne gegossenen Stille von „Something New“ bringen Art Of Fighting der Welt ihre tiefsten Empfindungen in süßesten Gitarren- Serenaden dar. „Late Night Music“, „Slowcore“ und „Chamber-Pop“ sind mögliche Bezeichnungen für diese suchterzeugenden Songkreationen, geformt aus sanft gesetzten Gitarrentönen, hypnotischen Zeitlupen-Rhythmen und der wehmütigen Stimme von Ollie Brown, die wie eine geniale Melange aus Thom Yorke (Radiohead) und Dean Wareham (Galaxie 500, Luna) klingt. Und da wir schon bei Vergleichen sind: Art Of Fighting bewegen sich im weiten Feld eigenwilliger Vertreter der stillen Kunst der Langsamkeit wie Low, Idaho und Poor Rich Ones. Wenn Peggy Frew das Mikro bei der zauberhaften Ballade „I Don´t Keep A Record“ übernimmt, erinnert das an die wundervolle Hope Sandoval. Und ein wenig von der neuen Innerlichkeit á la Coldplay und Starsailor lässt sich in den himmlischen Poparien „Reasons Are All I Have Left“ und „Moonlight“ auch entdecken.
Wie im Fieber ziehen die Gitarren ihre Bahnen. Akkorde und Noten reiben an schwerelosen Bass-Läufen entlang. Der Schlagzeuger streichelt zart Toms und Hi-Hat. Die hohe Stimme deliriert wie im Rausch. Nur einmal, bei dem brütenden, elektrisch aufgeladenen Lamento „Just Say I´m Right“ lässt sich erkennen, dass die Band zu Beginn ihres Schaffens (so ca. 1995) mal von Smashing Pumpkins „Siamese Dream“ beeinflusst war und das bekannte Dynamikspielchen zwischen Flüstern und Schreien perfekt beherrscht. Ansonsten hat der im wahrsten Sinne des Wortes zelebrierte Soundtrack für tagträumerische Fluchten und Erinnerungen an verlorene Liebe nichts mit Alternative-Rock gemein. Im Gegenteil: „Wires“ ist zeitlose Gitarrenmusik von der strahlenden Schönheit und Zerbrechlichkeit eines Einhorns in einer Glasmenagerie.
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